HISTORIE
Geschichte des Gut Carlsdorf
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Über die Geschichte des Gutes Carlsdorf ist erstaunlich wenig bekannt. Aus verschiedenen Fotos und einzelnen von Handwerkern auf der Rückseite mit Bleistift beschrifteten Holzteilen ist zu schließen, dass es zwischen 1895 und 1898 erbaut worden ist.


Aus dem Mecklenburgischen Staatskalender ergibt sich folgende Besitzfolge bis 1945:
1890 Julius Landrat a.D. Dr. jur. Oscar Baron von Moeller-Lilienstern
1899 Rittmeister Hugo Baron von Moeller-Lilienstern
1911 Generalleutnant Georg von Viebahm
1912 Friedrich Wilhelm Krümelberg
1914 Arthur Wex
1917 Dr. Otto Steven (Berlin)
1927 Wilhelm Köppen
1927 Hans Bär
1937 – 1945 Dr. Justus Schreier
Von den Gründern von Gut Carlsdorf, der aus Norwegen stammenden jüdischen Adelsfamilie Moeller-Lilienstern, zeugt heute noch beeindruckend das große Wappen auf dem Mittelrisalit des alten Gutshauses. Unten rechts die Lilie und oben links die Sterne, oben rechts und unten links Hunde- oder Wolfsköpfe. Wölfe könnten auf die Herkunft der Familie Moeller-Lilienstern aus Skandinavien hindeuten, dort gab es damals große Wolfsrudel und -Jagden, die Hunde könnten auf die Zucht edler Hunderasse deuten, die damals angeblich auf dem Gut Carlsdorf angesiedelt war.

Im Internet wird als Architekt heute häufig Paul Korff, einer der bekanntesten Baumeister und Architekten der damaligen Zeit in Mecklenburg genannt. Korff wurde insbesondere mit dem Bau von Gutshäusern, Herrenhäusern und Kaufhäusern bekannt. Dass er auch Gut Carlsdorf entworfen hätte, muss jedoch eher bezweifelt werden, da Korff erst 1875 geboren wurde (am 25.10.1875 in Laage) und seine erste Anstellung 1897 im Büro des Oberhofbaurates Gotthilf Ludwig Möckel in Doberan erhielt. Dass er dann 1895 schon Gut Carlsdorf entworfen hätte, erscheint angesichts der Lebensdaten eher unwahrscheinlich.
Der häufige Besitzwechsel zwischen 1911 und 1945 erklärt sich wohl mit der wirtschaftlichen Unrentabilität von Gut Carlsdorf als landwirtschaftlichem Betrieb. Was uns als Reiter heute besondere Freude bereitet, die abwechslungsreiche und sehr hügelige Endmoränenlandschaft, stellte für die damalige Landwirtschaft wohl ein unüberwindliches Handicap dar.

Bekannt ist, dass es damals auch eine Geflügelzuchtanlage gab.
Die „1. Mecklenburgische Nutz-Rasse-Geflügelzucht“, war um den heutigen Eierturm herum errichtet und dort wurde der „Carlsdorfer Eicognac“ hergestellt Einige alte Postkarten zeugen hiervon. Der damalige Preis betrug für eine Flasche „Rotkapsel“ 2,- Mark und eine Flasche „Goldkapsel“ 3,- Mark.
Nach 1945 wurde Gut Carlsdorf im Rahmen der Bodenreform enteignet und es zogen Flüchtlinge und Umsiedler in das Gutshaus und die anliegenden Gebäude ein. Noch heute besuchen uns immer wieder ältere Herrschaften, die sich das Gutshaus ansehen und uns erzählen, wie sie oder ihre Eltern nach dem Krieg auf der Gutsanlage gelebt haben und aufgewachsen sind.Nach der Wende gab es erneut mehrere Besitzerwechsel, bis wir im Sommer 2012 das Glück hatten, Gut Carlsdorf erwerben zu können. Wir hoffen, dass es jetzt eine möglichst lange Zeit in einer Hand bleiben und als Pferdezucht und Reitbetrieb prosperieren möge.

FAMILIE VON MOELLER-LILIENSTERN

Johann Peter von Moeller-Lilienstern wurde am 27. August 1761 geboren und erhielt am 26. Februar 1804 von Kaiser Franz II. den Reichsfreiherrenstand. Sein Vater kam aus Norwegen und seine Mutter war eine von Witzendorf aus dem Preußischen. Im Jahr 1811 kaufte er das Gut Rothspalk für RB 69.000 Gulden, Carlsdorff für RB 11.700 Gulden N2/3 [Tahler]. Im Gut Rothspalk wurde später sein Enkelsohn, John Carl Emil Oskar von Moeller-Lilienstern geboren. Dessen Eltern waren der Freiherr Julius Friedrich John von Moeller-Lilienstern und Gräfin Charlotte von Rantzau aus dem Haus Rastorf.
Nach seinem Schulabschluss in Bonn studierte Julius Oskar von Moeller-Lilienstern Jura und Cameralia in Bonn, Berlin und Göttingen. Er legte 1872 die Prüfung zum Gerichts-Referendar ab und erwarb 1877 in Leipzig den Doktortitel in Rechtswissenschaften. Nach seiner Ernennung zum Gerichts-Assessor wurde er 1877 Richter am Amtsgericht Veckerhagen und später Regierungs-Assessor in Merseburg. 1880 übernahm er das Landratsamt Beckum, bat jedoch 1885 aus gesundheitlichen Gründen um Entlassung, bevor er 1891 wieder in den Staatsdienst eintrat und bei der Regierung in Potsdam tätig war.
Julius Oskar Baron von Moeller-Lilienstern ließ Ende des 19. Jahrhunderts das Herrenhaus Gut Carlsdorf im neobarocken Stil errichten. Gleichzeitig entstanden eine Scheune, mehrere Katen sowie ein auffälliges Stallgebäude im baltischen Stil mit reichhaltigen Verzierungen.
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